Die Initianten geben vor, dass ihre Initiative nur die grossen Konzerne trifft. Genau das Gegenteil ist der Fall. KMU sind sogar doppelt negativ betroffen. Einerseits kann ein Schweizer KMU einen oder gar mehrere wichtigen Zulieferer im Ausland haben. Sobald diese vom KMU in der Schweiz abhängig sind, gelten die Bestimmungen der Initiative ohne Wenn und Aber. Zudem sind die Sorgfaltspflichten so weit gefasst, dass es sich kleine und mittlere Betriebe nicht leisten können, einen weniger strengen Haftungsstandard als Grossunternehmen anzuwenden. KMU geraten aber auch unter Druck, weil jede Firma die neuen Auflagen und Haftungsrisiken über Verträge an seine Lieferanten weitergeben wird. Jeder sichert sich so gegen unten ab – auch, weil eine Firma im Zweifelsfall beweisen muss, dass sie alle Geschäftspartner in der Wertschöpfungskette geprüft hat. Gewerbe und Industrie droht ein juristisches Schwarzer Peter-Spiel. Die Folgen sind unendlicher Papierkram, mehr Überwachung, sinkendes Vertrauen und ein hohes Haftungsrisiko. So kann eine Firma beispielsweise eingeklagt werden, wenn in einem fernen Land in einem Zulieferbetrieb die Gleichstellung von Mann und Frau nicht gewährleistet ist.

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